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Der Schein trügt

Stanislaw Wostokow
Balbes
Aus der Sammlung „ Vogelbeersonne“
Fast in jedem Hof unseres Dorfes war ein Hund zuhause. Der Einzige, der keinen besaß, war der Verkäufer Timofeev. Schließlich entschied auch er sich, sich zu „verhundigen“. Am Wochenende also, als sein Laden geschlossen war, entschied Timofeev sich, nach Moskau zu fahren und sich einen Hund mit dem seltsamsten Aussehen zu erwerben.
„Was ist das für eine Rasse?“, fragte Anna Petrowna, als der Verkäufer sein zu Recht erworbenes Gut nebst unserem Hofe führte.
„Keine Ahnung!“, machte Timofeev deutlich. „Sein Name is aber Balbes.“
„Nnna gut… Vielleicht wird er ja ein guter Wachhund sein."
Der Verkäufer hob nur die Schulter.
„Wir werden es ja sehen.“

Gesehen aber hatten wir es sehr schnell. In derselben Nacht, während das ganze Dorf in einen tiefen Traum versunken war, fing Balbes an, schrecklich zu heulen, und das tat er bis zum Morgen. Das blieb natürlich nicht unbemerkt, und des Morgens schon war der Türrahmen von der Figur Petrownas ausgefüllt, die vorhatte, das Geschehen in der Nacht anzusprechen.
„Warum quälst du den armen Hund?“
„Wat? Wie quäle ich denn ihn?“, fragte Timofeev beleidigt.
„Schrecklich!“
„Ich habe ihn aber nicht mal mit dem Finger berührt!“
„Vielleicht tut ihm ja etwas weh?“
„Nee, kann nicht sein, er hat gerade ‘ne Suppenschüssel leergefressen…“
„Ich warne dich aber“, drohte Anna Petrowna mit dem Finger, „wenn du nicht aufhörst, das arme Tier zu quälen, dann werde ich Beschwerde einlegen!“
In den nächsten Tagen wiederholte sich die Geschichte: Nachts heulte Balbes, und morgens kam jemand sich zu Timofeev beschweren. Der Verkäufer war kurz vor dem Weinen.
„Gib ihn doch einfach zurück, “, schlug Mitrietsch vor. „Das ist doch der reine Hund von den Baskervilen!“
„Aber wie soll ich denn jetzt den Besitzer finden?“
„Dann mache doch wenigstens einen Besuch beim Tierarzt. Ansonsten wird sich bei unserem Dorf ein chronisches Nichtausschlafen bilden.“
Timofeev hatte keine Wahl, also machte er den Laden zu, obwohl der Tag mitten in der Woche lag, Balbes auf die Leine nahm und mit der Bahn in die Stadt fuhr. Zurück war er erst abends.
„Und?“, fragte Mitrietsch.
„Der Arzt sagte, dass er gesund sei.“, entgegnete Timofeev genervt. „Aber er hat einen Defekt.“
„Welchen?“
„Er hat einen Sprachdefekt. Er kann nicht bellen, sondern er heult. Und das kannst du nicht ändern.“
„Meine Güte!“, wunderte sich Mitrietsch. „Aber gut, er kann ja weiter wohnen. Vielleicht gewöhnen wir uns ja dran.“
Als die Dorfbewohner über den Sprachfehler Kenntnis nahmen, fingen alle an, den Hund zu bemitleiden und dem Verkäufer etwas Leckeres für den Hund mitzubringen. Auch zum Geheul in der Nacht fingen die Bewohner an, sich zu gewöhnen- weil sie wussten, dass nicht Timofeev den Hund quält, sondern dieser einfach so bellt.
Aber dann passierte Folgendes. Nach drei Monaten versuchten zwei Diebe, sich in den Laden, der auf der anderen Seite des Wohnhauses von Timofeev lag, zu schleichen. Balbes spürte zunächst, dass etwas nicht stimmt ist, und roch. Und dann… Sogar die an ihn gewöhnten Dorfbewohner schlugen Alarm, was soll man über die Diebe sagen! Diese gerieten in Panik, warfen das von ihnen gestohlene Gut zur Seite und flohen in Panik davon.
Seitdem respektierte man Balbes und brachte ihm noch mehr Leckereien. Der aufgrund des fehlgeschlagenen Einbruchs gekommener Beamter stellte fest, dass der vermeintliche Defekt eine sehr ungewöhnliche Eigenschaft war, und bat Timofeev, den Hund zu verkaufen.
„Nee!“, sagte dieser.
Und hatte natürlich recht, weil auf der ganzen Welt es keinen Hund mit solch einem ungewöhnlichen Defekt mehr gibt. Mit einem Sprachfehler.
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